Wie ist die Arbeit zu organisieren? Wie schafft man die nötige Akzeptanz? Und wie ist mit den Restpensen umzugehen? Die Umsetzung von Teilzeitarbeit in Führungspositionen scheitert oft an ganz praktischen Hindernissen. Im Gespräch mit Sandra Zurbuchen von der Fachstelle UND und Andy Keel von Teilzeitmann hat sich allerdings gezeigt, dass es dafür einige ebenso praktische Massnahmen gibt.

1 Vorbilder aufbauen

Gerade bei Veränderungen ist es wichtig, dass auf die Worte rasch Taten folgen, dass es nicht bei Lippenbekenntnissen bleibt. Deshalb braucht es Vorbilder in der Organisation, die die Teilzeitarbeit in Führungspositionen vorleben. Bis zur obersten Führungsebene muss die Haltung spürbar sein, dass es durchaus in Ordnung ist, mal wegzubleiben – und zwar nicht nur für Networking-Anlässe, sondern auch für die Familie oder ein Hobby. Es geht um eine grundsätzliche Akzeptanz und Offenheit für verschiedene Lebensentwürfe, die im Unternehmen zu fördern sind.

2 Offen kommunizieren

Notwendig ist eine offene Kommunikation, die sich um Transparenz gegenüber den Mitarbeitenden bemüht. Es gilt, über die Rahmenbedingungen für Teilzeitarbeit klar zu informieren. Deutlich machen sollte man ausserdem, dass es sich nicht um ein «Frauen-» oder «Männerthema» handelt. Es handelt sich um Menschen, die neben dem Beruf bewusst eine weitere Priorität setzen, sei es die Familie oder ein zusätzliches Engagement. Und schliesslich braucht es auch den Mut, offen zu sagen, wann und wo eine Pensumsreduktion kaum möglich ist. Zum Beispiel, wenn die Termine hauptsächlich von Kunden oder Öffnungszeiten abhängig sind.

3 Arbeitsorganisation anpassen

Damit Organisationen die erforderliche Leistung auch mit Führungskräften in Teilzeitpensen erbringen können, sind zunächst die Abläufe zu überprüfen und wo nötig anzupassen. Vor allem gilt es, den Informationsfluss sicherzustellen: Wann und wie muss wer erreichbar sein, wann und wie sollen Sitzungen stattfinden – persönlich, telefonisch, per Videokonferenz? Dafür sind die technischen Voraussetzungen zu schaffen. So auch für Homeoffice. Ganz selbstverständlich sollte man einen Tag pro Woche nach transparenten Regeln von zu Hause arbeiten können.

4 Leistungsziele definieren

Um wegzukommen von einer Präsenzkultur – in der die Leistung der Mitarbeitenden an ihrer Präsenz gemessen wird – und auf eine echte Leistungskultur hinzuarbeiten, braucht es klar definierte Leistungsziele. Entscheidend ist, dass die Arbeit termingerecht und innerhalb der Budgetvorgaben erledigt wird – nicht wann und wo. Und wenn Führungskräfte ihr Pensum reduzieren, also einen geringeren Lohn in Kauf nehmen, sollten auch ihre Pflichtenhefte angepasst und ihre Aufgaben neu quantifiziert werden. Die Erwartung, dass die 100 Prozent nun einfach an vier statt an fünf Tagen zu leisten sind, führt nur zu Frust. Gleichzeitig sind die Führungskräfte selbst gefordert, einen kollaborativen Führungsstil zu pflegen und Aufgaben zu delegieren – und trotz allem mit ihren eigenen Leistungen im Unternehmen sichtbar zu bleiben.

5 Restpensen frei halten

Teilzeitstellen und Pensenreduktionen werden oft gar nicht erst bewilligt, weil die Verantwortlichen fürchten, die reduzierten Pensen würden aus ihren Budgets gestrichen. Voraussetzung ist deshalb ein vertrauensvoller Umgang mit Stellenprozenten – über alle Ebenen der Organisation hinweg. Stellenprozente, die reduziert werden, sollten der Unternehmenseinheit eine bestimmte Zeit lang weiter zur Verfügung stehen. Das erlaubt die nötige Flexibilität in der Personalplanung.

6 Benchmarking vornehmen

Neben dem Tagesgeschäft neue Arbeitsmodelle einzuführen, erfordert besondere Anstrengungen, und reibungslos verläuft es nie. Was an einem Ort funktioniert, ist an einem anderen wirkungslos. Deshalb empfiehlt es sich, zunächst Erkundigungen einzuholen, was vergleichbare Organisationen unternommen haben – und dann mit Sorgfalt, aber auch Entschlossenheit Massnahmen zu ergreifen. Denn grundsätzlich kann man davon ausgehen, dass mit strukturellen Anpassungen Führungsarbeit auch bei Pensen von 60 bis 90 Prozent machbar ist. Organisationen wie die Familienfreundliche Wirtschaftsregion Basel können dabei beratend zur Seite stehen.



November 2016

Sandra Zurbuchen, Fachstelle UND

Stv. Geschäftsleiterin, eidg. dipl. Personalfachfrau, Organisationsberaterin ief

Andy Keel,  Teilzeitkarriere/ Teilzeitmann

Gründer von www.teilzeitkarriere.com und www.teilzeitmann.ch