Arbeitsmodelle ermöglichenFlexible Arbeitszeiten

Aus der Praxis: AXA

Flexibilität beginnt im Kopf

Die Axa Winterthur gilt heute als Vorzeigeunternehmen, was die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben angeht. Yvonne Seitz, Leiterin der Fachstelle Diversity & Family Care, spricht über Erfolge, Herausforderungen und warum ein «langer Atem» nötig sei, um Veränderungen anzustossen, wie mit der Employer-Branding- und Image-Kampagne «Flexwork». Diese beinhaltet unter anderem eine Website, auf der 45 Mitarbeitende über ihr persönliches Arbeitsmodell berichten.

Interview mit Yvonne Seitz

Leiterin der Fachstelle Diversity & Family Care

Wie sind Sie das Thema flexible Arbeitszeitmodelle angegangen?

Wir haben das Programm «Women on the move» angestossen und festgestellt, dass es bei Axa sehr viele Frauen gibt, die beruflich weiterkommen möchten. Sie haben ihre individuellen Vorstellungen – unter anderem auch bezüglich flexibler Arbeitszeitmodelle – unserer Geschäftsleitung präsentiert. Das war der Start zu unserem erfolgreichen Mentoring-Programm, bei dem bisher rund 200 Mentoren und Mentees gegenseitig vom Perspektivenwechsel profitiert haben.

Was möchten Sie nun mit der Flexwork-Kampagne erreichen?

Flexibilität in der Arbeitswelt ist ein riesiges gesellschaftliches Thema und betrifft Frauen und Männer jeden Alters, Mitarbeitende genauso wie unsere Kundinnen und Kunden. Diese verschiedenen Modelle und Blickwinkel auf Leben und Arbeit versucht die Flexwork-Kampagne abzubilden – und sie positioniert die Axa gleichzeitig als moderne und attraktive Arbeitgeberin. Wichtig ist aber: Flexibilität fängt im Kopf an.

Welchen Mehrwert erreicht die Axa mit dem vielfältigen Angebot an flexiblen Arbeitsmodellen?

Für uns ergibt sich ein Wettbewerbsvorteil, als Arbeitgeberin genauso wie als Anbieterin von Dienstleistungen. Denn wenn wir die Vielfalt unserer Kundschaft auch intern abbilden, verstehen wir unsere Kundinnen und Kunden besser. Zudem führt die Vielfalt an Perspektiven auch zu Innovation und besseren – weil umfassender durchdachten – Lösungen.

Können Sie die Auswirkungen dieser Programme in Zahlen festmachen?

Die Anzahl Frauen im Senior Management ist seit 2008 um über 80% gestiegen und auch der Anteil teilzeitarbeitender Männer ist in derselben Zeit um über 50% gestiegen. Die Axa schreibt konsequent alle Stellen mit einem 80- bis 100%-Pensum aus und auch auf GL-Stufe wird bereits Teilzeit gearbeitet. Die Zahl der Mitarbeitenden, die regelmässig im Homeoffice arbeiten, hat sich seit 2012 sogar verachtfacht.

Was erwarten Sie von den Mitarbeitenden?

Wir nehmen die Mitarbeitenden auch in die Pflicht, denn Flexibilität ist kein einseitiges Wunschkonzert und am Schluss muss die Leistung stimmen. Unser Ziel ist es, die individuellen Wünsche mit den betrieblichen Bedürfnissen in Einklang zu bringen. Oft ist ein Kompromiss nötig – nicht immer ist alles möglich.

Welchen Stellenwert haben die flexiblen Arbeitszeitmodelle heute für die Axa?

Loyale Mitarbeitende, eine geringe Fluktuation und die Ausstrahlung als moderne Arbeitgeberin – für die Axa sind die flexiblen Arbeitszeitmodelle längst ein starkes Argument auf dem Arbeitsmarkt.

Haben Sie einen Tipp für andere Unternehmen, die sich in die gleiche Richtung bewegen möchten?

Klären Sie am Anfang die Bedürfnisse Ihres Unternehmens und Ihrer Kundinnen und Kunden ab und treten Sie dann in den Dialog – zuerst intern und dann extern. Das benötigt Zeit, die aktive Unterstützung des Managements und einen langen Atem, aber es lohnt sich.


April 2015